Henter-Touren
1999/2000 diverse Länder


Einmal eine Kreuzfahrt ...wer träumt nicht davon? Meine Eltern hatten genaue Vorstellungen: zum Jahrtausendwechsel ein große Kreuzfahrt zusammen mit ihrem Sohn. Und so haben sie Jahre vorher die Reise gebucht, wobei mein halbherziger Widerstand zwecklos war.

Je näher der Reisetermin kam, desto stärker wurden meine Bedenken: Statt mit Rucksack fremde Länder erkunden, sollte ich mit über 600 anderen Passagieren durchorganisierte Ausflüge machen? Statt individueller Tagesplanung kommt ein festes Zeitkorsett einer Massenabfertigung auf mich zu? Und die Leute auf einem Kreuzfahrtschiff? Alles Snobs und Schnösel? - Mit einer gehörigen Portion Skepsis & Sarkasmus im Gepäck trat ich die Reise an...

Millenium - Meine erste Kreuzfahrt

1999-12-18

Nach einem Frühstück geht's los. Zunächst nach Düsseldorf, wo ein Doppeldeckerbus mit Anhänger auf uns wartet. Der Anhänger ist auch schwer nötig... für die Unmenge Gepäck mit der die Passas (aka Passagiere) ankommen. Um 9 Uhr fahren wir nach Essen um dort um 10 Uhr den Bus mit weiteren Passas zu füllen. Nach einem Zwischenstop erreichen wir um 13:45 Wildeshausen zur Mittagspause. Mich verschlägt es in einen kleinen Saal, wo ich mir mit 60 weiteren Leuten Brote mit Aufschnitt mache.

Um 15:45 erreichen wir den ColumbusKai in Bremerhaven. Für Kreuzfahrer wurde ein Abfertigungsgebäude errichtet, welches schon bessere Tage gesehen hat und heute punkto Austrahlung nur noch mit vergessenen Bahnhofswartesälen verglichen werden kann. Aus den Lautsprechern plärren deutsche Schlager und "Volks"musik. An der Wand hängt ein Plakat: Costa Cordalis kommt am 1. Weihnachtstag ...sogar mit Sohn und Tochter #->

Trotz kräftigen Wind und Schneeregen hält mich nix mehr. Ich umwandere das Gebäude von außen und erreiche die Maxim Gorkiy. Imposant... die Größe. Eher abschreckend die Musik: Von Bord quäken Weihnmachtslieder durch die Dämmerung herüber.

Wieder im Gebäude sehe ich meine Eltern in den Abfertigungsschlangen stehen. Hier gibt man seinen Pass ab und geht an Bord. Dank des VIP-Schalters geht's recht zügig :-) Die nächste Schlange steht am Schiffsaufgang. Der Bordfotograf hat sich hier postiert und lässt die ankommenden Passas vor einigen fotogenen Aufbauten possieren. Und alle wollen fotografiert werden... und das dauert.

An Bord quäken noch immer die Weihnachtslieder als wir unsere Suite 52 erreichen. Sie ist angenehm geräumig mit Schlafzimmer, Wohnzimmer und Bad mit Badewanne etc. und von der Größe mit meiner ersten Wohnung im Bahnhof zu vergleichen.

Wir legen mit Verspätung ab. Die Koffer sind ausgepackt und das Kabinenradio abgestellt. Die Positionsangaben auf dem Kabinenferneseher weichen nur 30" von meinen GPS-Messungen ab. Fein. - Wir gehen zum ersten Essen. Wäre für uns nicht vorab ein Tisch reserviert gewesen, hätten wir uns vorher erneut in einer Schlange anstellen müssen um einen zugeteilt zu bekommen. Die Zuordnung gilt fuer die Dauer der Reise.

Das Essen hat einige Besonderheiten. Es wird zwischen normal und vegetarisch unterschieden. Je Art ist es auf rund 4 Gänge ausgelegt. Je Gang ist zwischen zwei bis drei Alternativen zu wählen. Die Mengen sind den vier Gängen angepasst und geschmacklich gibt es keinen Grund zur Klage. Mitunter sind auch ausgefallen leckere Dinge dabei.

Nach dem Essen (es gibt, Gott sei Dank, nur eine Tischzeit für alle) streune ich erneut durch das Schiff. Bei zehn, teilweise verschachtelten Decks, den Freianlagen mit den Treppen, den fast identisch aussehenden Gängen mit den Kabinen ist die Orientierung nicht leicht. Gerade die oberen beiden Decks machen mir (noch?) innen wie außen Probleme.

Zwischenzeitlich hat das Zimmermädchen die Betten für die Nacht bereitet, das Programm des nächsten Tages gebracht und etwas zu Naschen auf das Kopfkissen gelegt. - Müde gehe ich um 23 Uhr zu Bett.

Es schwankt. Wir sollten vorsorglich wackelige Dinge sicher verstauen bzw. Tische etc. leerräumen: die Nachwirkungen eines Sturmes auf der Nordsee der vergangenen Nacht. Aber solange ich auf dem Rücken liege, geht es. Bald schlafe ich ein.

1999-12-19

Um 4 Uhr bin ich hellwach. Naja, die Alltagsmenge Schlaf habe ich nun hinter mir. Ich muss mich erst an Urlaub gewöhnen. Dann schlafe ich doch bis halb neun weiter. Nun beginnt der eigentlich erste Tag an Bord. Zunächst Frühstück in Form eines Buffets. Das Angebot ist neutral gehalten. Danach steht ein Vortrag über die Ausflüge in Vigo, Lisboa, Cadiz und Agadir im 400 Plätze fassenden Maxim-Theater an. Reiseleiter Herr Brauer beginnt mit allgemeinen Infos und fragt auch, wer zum ersten Mal auf der Maxim ist: es heben sich 5 oder 6 Hände! Es folgen viel Worte mit imho wenig Infos zu den Ausflügen. Begleitet werden sie von einzelnen Dias; teilweise fotografierte Postkarten, teilweise Bilder aus den 50er Jahren. Insgesamt eine Stunde ohne Wert. Ich entscheide mich für ein paar Halbtagsausflüge, denn heute ist wegen den Feiertagen bereits Anmeldeschluss bis 26.12.1999.

Vor dem Essen besuche ich die Bibliothek. Es gibt viel Romane, etwas a la Genscher, Scholl-Latur etc. und fast keine Reiseliteratur. Für den Notfall also ausreichend ;->

Das Mittagessen gleicht dem Abendessen in Art und Aufbau. Um 14:15 Uhr folgt die obligatorische Rettungsübung. Mit angelegten Rettungswesten werden wir von unserem Zimmermädchen zum Rettungsboot Nr 6 geführt. Das war's... zum Glück, denn eine echte Übung mit fertigmachen der Boote und besteigen durch die Passas bei Seegang 4-5 hätte doch vielen den Angstschweiss auf die Stirn getrieben ;->

Nachmittags streune ich wieder durch's Schiff. Es ist wirklich groß und verwirrend. Welche Türe darf man nun benutzen? Welche sind für die Crew? Oder führen in Abstellkammern? Aber eigentlich ist es einfach: einfach probieren, wenn man falsch liegt, merkt man das schnell.

Gegen 16 Uhr durchfahren wir den Kanal. Steuerbord leuchten die weißen Kalkfelsen von Dover in der untergehenden Sonne und Backbord sieht man Calais. Es herrscht reges Treiben im Kanal. Rund zwei Dutzend Schiffe sind immer zu sehen.

Zwischen 16 und 17 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen. Dies ist wie "alles" an Bord kostenfrei. Nur Getränke außerhalb der Mahlzeiten (in den Bars Diskotheken etc.) sind zu bezahlen. Und die Preis sind günstig: heisser Kakao 2.75 DM, Grappa 3.25 DM, Kaffee 1.80 DM etc.

Von 17 bis 18 Uhr spricht der Kreuzfahrtdirektor über Bordfernseher an die Passas. Auch er kann viele gute Worte machen, weiss die Stimmung zu puschen und gibt auch weitere Infos zum Reiseverlauf ...und zu den Besonderheiten dieser Reise: die ersten Vorbestellungen trafen 1987 (!) beim Veranstalter (damals Neckermann) ein. 1997 war die Reise ausgebucht und es bildete sich eine Warteliste von 1800 Passas bei einer Kapazität von 600 Passas (!).

Um 18 Uhr erfolgte der Kaptitänsempfang: alles schmeißt sich in Schale, stellt sich an die lange Schlange an, schüttelt Kapitän und Kreuzfahrtdireks die Hand, läßt sich dabei fotografieren und geht glücklich von dannen. Komische Sache, oder? - Ich habe darauf verzichtet.

Um 19 Uhr die offizielle Begrüßung durch und Vorstellung vom Phoenix-Team (Veranstalter) und leitender Besatzung bevor um 19:30 das erste Gala-Diner startet.

Ich hatte keine Vorstellung, was ein Gala-Diner an Bords eines Schiffes ist. Nur, das es etwas Besonderes sein soll. Und so war ich etwas entäuscht, als es sich als ein etwas erweitertes Abendessen handelt, bei dem die Passas sich nur etwas eleganter verkleiden. - Tragen sie statt Abend-Kleidung Kostüme, so nennt man dies statt Gala-Abend einen Piraten-Schmaus ;->>

Gegen 22 Uhr wurden die Künstler dieser Reise vorgestellt (soweit sie schonan Bord waren). Vom Pfarrer über Sänger und Kapellen bis zum Zauberkünstler und einer Acrylmalerin, welche einen Kurs anbietet, reicht die Palette. Es ist für jeden etwas dabei und einge Dinge werde ich mir sicherlich anschauen. Auf die Pizza gegen Mitternacht habe ich verzichtet. Ich war noch satt, obwohl ich nur einen Teil des Essensangebot in Anspruch genommen hatte.

1999-12-20

Wir schlafen bis 9 Uhr. Die leichte Seekrankheit von Mutter hält an. Nach dem Frühstück schreibe ich etwas Tagebuch (das hier ;-) bevor um 11:30 Uhr unsere Brückenführung ansteht. Ein Radar, viel Elektrik, wenige Elektronik kennzeichnen den Kopf des Schiffes. Wir lernen, dass 2 Turbinen mit 23.000 PS das 25.000 BRT-Schiff antreiben. Meine Frage bzgl. meiner korrekten GPS-Einstellungen um mit dem Schiffs-GPS synchron zu laufen, scheitern an Verständigungsproblemen (ich spreche kein russisch, nein, wirklich nicht ;-).

Nach dem Mittagessen (ohne Mutter) trinke ich mir in der Lido-Bar zwei Kakao und schaue zu, wie der Außenswimmingpool gefüllt wird. Der Wind frischt auf, die Wellen werden größer und das Schiff stampft durch die Biskaya. Und entsprechend schwappt der Pool mit großen Fontänen hin und her. Ich habe ein flaues Gefühl im Magen und keinen Appetit. Oh, oh...

Solangsam höre und verstehe ich, warum die Passas der Maxim fast alles Stammgäste sind und warum es heisst: einmal Maxim, immer Maxim! Es liegt nicht nur am günstigen Preis-Leistungsverhältnis. Es sind die größeren Kabinen, es ist die angenehme Tatsache einer (und nicht mehrerer) Tischzeit, es ist das natürliche und freundliche Personal, es ist die überschaubare Anzahl von nur 600 Passas, es ist der Aufbau des Schiffes der Kontakte erleichtert und es ist etwas, daß man die große "Maxim-Familie" nennt: wer nicht zum ersten Mal an Bord ist, findet garantiert "alte Bekannte" vor, sowohl unter der Besatzung als auch unter den Passas. Ein großes Hallo und schon fühlt man sich wieder zu Hause auf der Maxim. Ein 84jähriger erzählte von seinen 20 Kreuzfahrten. Er hatte zwischendurch das ein oder andere Schiff probiert, aber nun läßt er es: einmal Maxim, immer Maxim.

Der Pool ist voll und das Wasser donnert unter Beobachtung der Kaffee-Gäste hin und her. Nach 3 Stück Kuchen und 2 Tassen Kaffee geht's mir wieder besser. Der Wind heult, aber mit 10°C ist es heute schon viel wärmer als mit 3°C in der Deutschen Bucht bzw. Kanal. Aktuelle Daten um 17 Uhr: Wind 4, See 5, Luft 11, Wasser 14, Fahrt 18, Kurs 210, Himmel bewölkt Regen, 46°30'N, 7°20'W - Alles klar?

Am frühen Abend ist Treff der Alleinreisenden angesetzt. Jeder wird mit einem riesen Coktail begrüßt. "Jeder", dass sind 38 Damen ab 70 und 3 Herren jenseits 60. Achja, und ich, obwohl... nach wenigen Minuten war ich wieder weg, komisch,was? ;-))

Es gibt bereits um 19 Uhr Abendessen. Wie gestern, steht auch heute "Verkleidung" auf dem Programm. Jedoch eher a la Karneval. Ich ziehe meinen Djeleba an, ziehe die Kapuze tief ins Gesicht und stecke meine Hände in die Ärmel. Erstaunlicherweise ernte ich damit viel positive Beachtung (hm, war so nicht geplant). Die meisten anderen sind ebenfalls verkleidet, einige sogar sehr aufwendig geschmückt. Kurz nach 19 Uhr stürmt das Bordpersonal (ebenfalls verkleidet) das Restaurant. Was folgt ist ein normales Abendessen, bei dem die Speisen jedoch eine etwas andere Bezeihnung haben (zB. Piratenschweißfuß).

Anschliessend ist Maskenball im Musiksalon. Aber mich zieht's zunächst an Deck. Bei einer Rast an der geschlossenen Neptun-Bar lerne ich ein Berliner Paar kennen. Wir verquatschen uns. So komme ich erst spät in den Musiksalon. Dort ist Stimmung. Nach wenigen Minuten startet eine Polonese... und ich starte die Flucht Richtung Neptun-Bar. Weil Nacht, im Freien, geschlossen und kalt, trifft man hier am ehesten Gleichgesinnte.

Gegen 23 Uhr rieche ich den Grill von der Lido-Bar. Ich gehe hin und esse mir ein Schaschlik. Und schon kommt Vater, von Mutter geschickt, auf der Suche nach mir, weil ich plötzlich weg war. Naja, Mütter eben... und ich hatte beim Abendessen betont, daß bei den derzeitigen Wassertemperaturen und Wellengang ein "Mann über Bord" keinerlei Überlebenchanchen hat. Lerne: mache Deiner Mutter keine Angst ;-)

1999-12-21

Als wir um 9 Uhr aufstehen, sind schon Galizien vorgelagerte Inseln zu sehen. Das Meer ist ruhig, aber der Himmel bedeckt mit Nieselregen.

Nach dem Frühstück folgt ein weiterer Dia-Vortrag über die angebotenen Ausflüge vom 27.12.-31.12.1999. Die Informationsausbeute gleicht dem ersten Versuch und ich finde nur einen Halbtagsausflug interessant.

Kurz danach laufen wir in Vigo ein, welches wir pünktlich um 12 Uhr erreichen. Direkt im Anschluss folgt das Mittagsessen, denn um 13:30 Uhr fahren die ersten Ausflugsbusse. Es geht nach Santiago de Compostella, im Mittelalter der drittgrößte Wallfahrtsort des Abendlandes. Das Wetter ist unverändert und auch von der Fremdenführerin regnet es unaufhaltsam Informationen.

Um 15 Uhr erreichen wir unser Ziel. Die Fremdenführerin geht voran und trägt an einem Stock ein Schild mit der Nummer 5. Brav laufen wir hinter ihr her. Den Abschluss bildet ein Reiseleiter von Phoenix. Nach einer Runde (mit nicht endenen Erklärungen) um das Gotteshaus, geht's nach innen. Hier bekommt man eine Vorstellung von Wallfahrten: Viele Menschen, meistens in Gruppen und statt der heiligen Fahnen ragen Stöcke in die Luft: Nr.5, Nr.3, Nr.4 etc.

Eine Besonderheit ist ein 45 kg schwerer Weihrauchschwenker. Er wird von mehreren Personen an einem langen Seil in Schwinmgungen versetzt und saust dann mit hoher Geschwindigkeit über die ganze Breite des Kirchenschiffes hin und her. Normalerweise findet dies im Rahmen des Gottesdienstes statt. Aber gegen Geld...? So können auch wir dies um 16 Uhr ohne Gottesdienst bewundern.

Danach wandere ich noch etwas durch die Gassen der Umgebung, bevor es gegen 17 Uhr zu den Bussen geht. Gegen halb sieben (aka 18:30) erreichen wir wieder die Maxim. - Ich habe nun den berühmten Weihrauchschwenker gesehen und etwas vom heiligen. Jakob ist für ein paar Tage auch hängen geblieben.

Langsam bin ich genervt. Das bevorstehnde Essen, welches sich vermutlich wieder über anderthalb Stunden hinziehen wird: nervt. Ich esse gerne und auch gerne lange. Aber bitte nicht mehrmals täglich, Tag für Tag! Der Ausflug heute war wie ich befürchtet habe. Es hat genervt in der Gruppe. Der Kleiderwechsel je nach Tageszeit: nervt! Meine Eltern, lieb und nett: nerven! Es sind noch unzählige Kleinigkeiten (eigentlich ALLES!), welche eigentlich ganz normal sind, welche mich aber jetzt einfach nur NERVEN!

Gerade im Restaurant stehe ich wieder auf und gehe lieber in die Lido-Bar um hier weiter zu schreiben. Später kommen noch meine Eltern und wir gehen gemeinsam zum Sea-Restaurant, wo es gegen Mitternacht leckere Pfannkuchen mit Eis, Schokososse, Obstsalat etc. gibt.

1999-12-22

In Portugal gehen die Uhren anders: in der Nacht wurden die Uhren um eine Stunde zurück gestellt. Jetzt haben wir UTC oder GMT oder Londoner-Zeit.

Nach dem Frühstück (ja, ich kann's nicht ändern: der Tag fängt irgendwie immer mit dem Frühstück an, nicht wahr?) lese ich in der Lido-Bar etwas in der Spiegel-Jahreschronik. Um 11:15 Uhr veranstaltet ein Passa ein Länder-Quiz. Die Fragen auf dem Bogen sind so, wie ich es befürchtet habe. Wieviele Länder hat Europa? 43! Welche 3 Länder in Reihenfolge sind die bevölkerungsreichsten? China, Indien, USA! Und so geht es weiter mit 21 Fragen. Diese eher statistischen Daten gehören nicht zu meiner Stärke und ich rechne mir gegen meine rund zwei Dutzend Mitstreiter keine Chancen aus. Um so überraschter bin ich, als ich mit 24 von 49 Punkten den zweiten Platz mache. Tage später kommt der Grund heraus: die "Alten" sind in Wirklichkeit erheblich besser, was statistische Daten betrifft, aber sie brauchen zuviel Zeit um dies aus dem Gedächnis hervorzuholen. So bin ich ein Sieger in Geschwindigkeit und nicht in Wissen.

Mit Begin des Mittagsessen um 12 Uhr laufen wir in die Mündung des Tejo ein. Aber bei dem hiesigen Wetter können wir in Ruhe essen ohne etwas zu verpassen: Nebel bei 8°; des Nachts war sogar der Hafen gesperrt.

Danach steht der zweite Ausflug auf dem Programm: eine Stadtrundfahrt. Heute sind wir mit unserer Farbe als zweites dran. Die Regelung, die Passas nacheinander entsprechend der vier Farben ihrer Landgangskarten zum Langgang aufzurufen hat etwas. Es geht schnell und ohne Gedränge, auch wenn es einige gibt, welche sich nicht daran zu halten brauchen (glauben sie).

Der Turm vom Belem ist einen Blick wert, hat aber eher symbolische Bedeutung. Es ist das Letzte, was man (aka früher die Seefahrer und Entdecker mit ihren monatelangen Reisen) von Lisboa gesehen hat. Das Seefahrer- und Entdecker-Denkmal verschließt sich einem ungetrübten Blick durch einige Verkehrschilder, zeigt aber eindrucksvoll den Drang der dargestellten Entdecker und Herrscher nach neuen Ufern.

Auf keinen Fall sollte man einen Besuch des ehemaligen Jeronimus-Klosters versäumen. Sowohl die Kirche (obwohl fast goldfrei) als auch der Kreuzgang gehören zu den schönsten, die ich bisher gesehen habe.

Nach einer Fahrt durch die Innenstadt erreichen wir mit beginnender Dämmerung das Gebiet der Alfama. Von diesem Stadtteil, mit seinen manchmal nur 1 Meter breiten Gassen, geht im Licht der Gaslaternen eine romantische Stimmung aus. Hier findet sich auch verstärkt der Brauch, die Außenfassade mit Dekor-Kacheln zu verschönern und zu schützten (ähnlich unseren Klinkern).

Am Vortag hatte ich im Reisebüro nach einer Internet-Möglichkeit in Lisboa gefragt und heute um 19 Uhr sollte ich mich wieder melden. Aber es war geschlossen. So machte ich mich auf gut Glück aber erfolglos auf den Weg in die Stadt. Von der Anlegestelle ist es ein einstündiger nasskalter Weg. Alles Fragen half nichts. So durchwanderte ich eben das Einkaufsviertel und nahm die Zahnradbahn zum Bairro Alto, der Oberstadt. Von dort ging's zurück zum Fluss. Zu Fuss wollte ich nicht mehr zur Maxim gehen. So fuhr ich mit der S-Bahn und weil die Tiket-Automaten defekt waren... schwarz.

Müde ging ich zu Bett.

1999-12-23

Direkt am Morgen wurde es ärgerlich. Mutter hatte (sie steht früh auf) am Reisebüro wegen des Internet nachgefragt. Ihr wurde gesagt, ich sollte mich melden, sie hätten/würden bei der lokalen Agentur nachfragen. Als ich dann dort war, wurde mir gesagt, sie wüßten nix davon. Und auf mein drängen nach einer Adresse bekam ich die Antwort "Wenn es Ihnen so wichtig wäre, hätten Sie sich selber vor der Reise um Adressen gekümmert. Sie hätten bloss im Internet nachschauen brauchen. Und spätestens in Marroko gibt es ohnehin keine Internet-Möglichkeiten." Na, das war ein Eigentor für Phoenix, impliziert es doch die Aussage "Wenn es wichtig ist, dann verlassen sie sich nicht auf Phoenix, sondern nehmen es selber in die Hand." Es stellte sich dann heraus, daß die Aussage aus Bonn, daß die Besatzung per Internet Kontakt mit der Heimat hält und daher problemlos immer passende Adressen am Reisebüro vorliegen, grundlegend falsch ist. Und der Auskunftgebene will angeblich selber jahrelang auf der Maxim mitgefahren sein #-( Hätte er gesagt, daß man mir gerne bei der Beschaffung behilflich ist, dann hätte ich mich nach Möglichkeit selber darum gekümmert. Aber durch sein Blah-Blah... - OK, zu spät. Schwamm drüber.

Draußen an den Bussen (es standen wieder Ausflüge an) war man schon weiter. Ich bekam einen Stadtplan, wo die beiden Stellen mit Internet-Cafes in Lisboa eingezeichnet waren. Na, denn los. Nach zwei Stationen S-Bahn und von dort mit dem Taxi (was nicht so teuer ist, wenn man nicht vom Schiff abfährt ;->) erreichte ich "Planet" im Norden von Lisboa. Die Alternative in Bairo Alto gab's nicht mehr. 130 Mails warteten auf mich und ich hatte schon 70 gelöscht, als nach 10 Minuten die Verbindung zusammenbrach. Das war's. Ich könnte am Nachmittag wiederkommen, lautete die Empfehlung. Die Gegend um Av. da Republika ist vor allem im Norden uninteressant. Nach 1 Stunde nahm ich die U-Bahn zurück in's Zentrum. Ein Stadtbummel, auch wieder hoch nach Bairo Alto (diesmal bei Tageslicht inkl. Zahnradbahn), beendete meinen Lisboa-Besuch.

Das Auslaufen aus dem Tejo war leider erneut von Nebel begeleitet, so dass vom Ufer mit seinen Bauten kaum etwas zu sehen war. Der Rest des Tages war Routine: nachmittags in der Lido-Bar gelesen, etwas Kaffee und Kuchen, Boutique-Besuch, Abendessen und zwei Stunden an Deck gestanden. Der Himmel war nun klar, der fast volle Mond spiegelte sich in einer langen schwachen Dünung und das Schiff rauschte mit 17 ktn Richtung Cadiz durch das Wasser. Ab und an blinzelte ein Leuchtturm vom Ufer herüber...

Ich habe den Film "Titanic", von dem die Damenwelt so schwärmt, nicht gesehen. Aber ich halte es fuer unmöglich solch eine Atmosphäre in einem Film darzustellen. Später gabelte ich meine Eltern im Musiksalon auf und nach einem kurzen Besuch mit Vater in der See-Taverne ging's zu Bett.

1999-12-24

Heilig Abend. Um 9 Uhr liefen wir bei blauen Himmel in Cadiz ein. Fast alle hatten diverse Ausflüge gebucht, so daß das Schiff nach dem Frühstück wie leergefegt war. Heute Morgen war der Schneider da und ich brachte ihm eine Hose (kürzer, nicht dicker!) bevor ich mich auf dem Weg durch Cadiz machte. Enge Strassen, große und kleine Plätze, ein Park, historische Befestigungen, auf drei Seiten einen Blick auf's blaue Wasser und den noch blaueren Himmel, kurz, es hat Freude gemacht sich die älteste Stadt der iberischen Halbinsel zu Fuss zu erschliessen. Ein Taxifahrer brachte mich zu einem Internet-Cafe, wo ich die alten und neuen Mails abarbeitete.

Etwas spät erst zurück, zog sich das Mittagessen bis 15 Uhr hin. Auf unseren Kabinen war unterdessen das Christkind gewesen. Wir fanden dort ein Weihnachstgeschenk von Phoenix (Dualzeit Analoguhr, extra Design mit Daten dieser besonderen Reise) und eine Schale mit Weihnachtsgebäck und Knabbereien.

Dann wieder Routine: den Nachmittag in der Lido-Bar, 2 Minuten Smalltalk mit diversen Passas usw. Unterbrochen wurde dies durch einen Besuch beim Friseur. Es scheint schwierig zu sein, Personal für diesen Job zu bekommen. So ist die Chefin froh, daß sie eine "nicht deutsche" Hilfe (Engländerin?) bekommen hat, für die sie zwar engl/dt. dolmetschen muss... aber was will man machen?

Das Weihnachtsessen war ein Gedicht und ich habe mal wieder mehr gegessen, als biologisch notwendig. Um 21 Uhr konnte ich mich der Weihnachtsmusik erfolgreich entziehen. Im Maxim-Theater lief "Casablanca" den ich hier endlich einmal ungestört und komplett an einem Stück sehen konnte. Leider fiel das Schmücken eines alternativen Weihnachtsbaumes aus, da in der Diso nur eine Handvoll Leute waren (dabei hatte ich dafür extra Pariser eingesteckt). Nach einem Rundgang über Deck (die Maxim war seit 22 Uhr auf Kurs Agadir) ging's in's Bett.

1999-12-25

Ich merke, dass die Eintragungen hier immer kürzer werden. Nun, man sagt, daß bei dem reichhaltigen Angebot für jeden etwas dabei ist und daher keine Langeweile aufkommen kann. Dies mag für die Zielgruppe sicherlich stimmen, aber ich habe da doch meine eigenen Vorstellungen. Weihnachtssingen, Acrylmalerei, Frühschoppen, Gedächnistraining usw. sind nicht die Dinge, welche mich begeistern.

Nach dem Frühstück und Schneider begann der dritte Seetag der Reise daher erneut in der Lido-Bar; unterbrochen vom Mittagessen und Weihnachts-Gala-Abendessen. Jetzt weiss ich, dass ich das automatische Pointsystem wohl auf meinem System installieren kann. Die offenen Fragen muss ich nach meiner Rückkehr klären, vor allem was für Pointprogramme ich anbieten könnte. Nach einem Plausch im Freien und dem Film "Comedian Harmonists" klingt der 1. Weihnachtstag mit einem Früchte-Flambee aus.

1999-12-26

Die ersten Ausflüge in Agadir (Marokko) beginnen schon um 7:30 Uhr, meiner jedoch erst um 14 Uhr. So kann ich etwas länger schlafen (warum eigentlich?). Trotzdem bin ich um 9:30 in Agadir. Nach einer Stunde Rundgang durch diese Millionenstadt auf der grünen Wiese, stelle ich fest, dass sie genauso langweilig und abstossend ist, wie vor 19 Jahren bei meinem ersten Besuch. Bevor ich zum Schiff zurückkehre, kehre ich noch eben in einem Internet-Cafe ein. Vater hatte sich ein Taxi gechartert und so am Vormittag Stadt und Umgebung erkundet.

Nach dem Mittagessen (das Wort "essen" scheint das häufigste in meinen Aufzeichnungen zu sein) ging es per Ausflug in das 80 km entfernte Taroudant im Antiatlas Gebirge. Wie auch in Agadir hatten hier viele Geschäfte stark eingeschränkte Öffungszeiten. Der Grund ist Ramadan, der dieses Jahr vom 10. Dezember bis 10. Januar dauert. In dieser Zeit enthalten sich praktizierende Moslems von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang Speisen, Getränke, Tabak und Sex. Die von einer gewaltigen Stadtmauer umgebene Medina mit ihren Souks bietet einen Einblick in das "typische" Marokko bzw. was man sich darunter vorstellt. Etwas, daß man von Agadir nicht behaupten kann. Abends stand ein künstlerisches Highlight auf dem Programm: die Sängerin Valerie May brachte Darbietungen aus der Welt der Musik. Vom Musikal über Schlager bis zum Chanson reichte ihre hörenswerte Palette.

1999-12-27

Der Tag beginnt wieder mit "lange schlafen" (ca. 9 Uhr) und dem Frühstück. Bis Mittag war dann auch der "Jahres-Spiegel" endgültig ausgelesen und ich am Pool bei 18 Grad und Wind durchgefroren. Beim Mittagessen liefen wir in Arrecife/Lazarote ein. Und um 14:30 Uhr startete mein Ausflug zum Nordteil der Insel.

Lanzerote hat einem Künstler sehr viel zu verdanken. Caesar Manrique setzte sich mit Beginn der Touristenschwemme mit einigen Forderungen durch, welche halfen, die Insel in einem Zustand zu halten, daß man dieser sehr kleinen Insel mit 100.000 Bewohnern nicht anmerkt, dass hier 2.5 Mio Touristen pro Jahr ihren Urlaub verbringen. So dürfen private Gebäude nur 2 Geschosse haben (also Erdgeschoss und 1. Etage) und gewerbliche Gebäude bzw. Hotels maximal 3 bis 4 Geschosse. Oder es ist vorgeschrieben, wie man sein Haus anzustreichen hat: Wände weiß, Türen und Fensterrahmen in natur oder grün und in Meeresnähe in blau. Auch ist Plakatwerbung verboten. Der Künstler hat sich zudem mit vielen öffentlichen Kunstwerken und der Gestaltung touristischer Sehenswürdigkeiten beschäftigt, welche dadurch imho an "Gefallen" gewonnen haben.

Auf unserer Tour (2 Busse, 70 Passas) besuchten wir einen Aussichtspunkt, einen unterirdischen ehemaligen Lavagang (7 km) und eine Grotte mit weissen, blinden Krebsen. Alles drei sind Ziele, welche imho ein Lazarote-Besucher nicht verpassen sollte. Am Abend, während des Kinofilms "Die Ritter von der Tafelrunde" (uralt), verliess die Maxim Lanzarote Richtung Gran Canaria. Und ich ging nach einem mitternächtlichem "Kaiserschmarrn" in's Bett.

1999-12-28

Beim Wachwerden waren wir schon in Gran Canaria, genauer im Hafen von Las Palmas. Neben uns lag die "MS Palmira" und die "Black Prince". So machte ich mich nach dem Frühstück auf zur "MS Palmira", welche von Neckermann vermarket wird. Zum Glück waren Besucher zugelassen und ich bekam einen Einblick in ein anderes Schiff. Die Palmira fasst nur 350 Passas und entsprechend ist alles etwas kleiner, vom Tages- bis zum Ausflugsprogramm. Aber besonders auffällig (und imho störend) sind die engen verschlungenen Gänge, die relativ kleinen Kabinen und das schlechte Deutsch der Besatzung.

Ein Internet-Cafe zu finden, war nicht so einfach. Aber wie so oft kann auch der Weg das Ziel sein. Ich habe viele Leuten auf der Strasse und in Geschäften angesprochen. Alle waren freundlich und ausserordentlich bemüht. Und so lernte ich auf der Suche durch die Suche einiges von Las Palmas und seinen Einwohnern kennen.

Am Nachmittag wurde die Maxim von "Palmiras" überflutet und es ergaben sich hörenswerte Dialoge zwischen sich bis dahin Wildfremden über Kreuzfahrtschiffe. Wieder wuchs dabei mein Verständnis für die Einstellung "einmal Maxim, immer Maxim". Ansonsten: Abends teilweise "Nummer 5 gibt nicht auf" im Theater gesehen.

1999-12-29

Sta. Cruz, Tenerifa erreichen wir (wie immer) pünktlich um 8 Uhr. Ich habe mir wohl, ähnlich Vater, einen Schnupfen eingefangen. Hustend mache ich den Halbtagsausflug in das Inselinnere. Dort findet sich mit 3717 m Spaniens höchster Berg und der Bus erreicht dabei 2200 m Höhe. Diese Höhen und die vulkanische Umgebung (der Vulkan ruht nur, ist also nicht erloschen) löst bei den Passas staunen und stöhnen aus. Und ich muss mich von meinen Maßstäben und Erfahrungen los sagen (Wanderung auf 5000 m oder Vulkanausbruch in wenigen km Entfernung) damit ich meine Mitreisenden verstehen kann. Aber so oder so: wir befinden uns über den Wolken und die Aussicht ist atemberaubend. Am Horizont sieht man die Berge anderer kanarischer Inseln durch die Wolken gucken.

Am Nachmittag geht's gezielt zu einem Internet-Cafe. Ich hatte eine Adresse und ein Polizist erklärte mir den Weg. Als ich Abends zurück kam, hustete ich mir die Lunge aus dem Hals, hatte einen dicken Kopf und Schwindel. Ich machte von der Tür aus meinen Eltern im Restaurant nur ein Zeichen, dass ich nun direkt in's Bett gehe. Aber da stand da noch der Maitre d Hotel, welche das sah und mich nachdrücklich ins Bordhospital schickte. Einer der Ärzte untersuchte mich mit Unterstützung einer dolmetschenden Schwester. Diagnose: schwere Grippe mit Gefahr einer Lungenentzuendung, wahrscheinlich zur Heilung zwei Tage am Tropf notwendig. - Prost Mahlzeit, zwei Tage vor Sylvester! Also bin ich mit einer handvoll Medikamenten ins Bett (vom Breitbandantibiotikum ueber ASS bis Codein war alles dabei).

1999-12-30

Heute sollen wir in Sta. Cruz, La Palma gewesen sein. Ich weiß nur wo ich war: im Bett.

1999-12-31

Sylvester 1999, der Tag mit der Nacht der Nächte, worauf alle hinfiebern und ich fühle mich zum Wegwerfen. Der Vormittag ist mit einen nicht lohnenden Ausflug zum Pico dos Barcelos und Eira do Serrado ausgefüllt. Als dann noch eine Kaufmöglichkeit für Stickereien "angeboten" wurde, habe ich mich abgesetzt und bin zu Fuss durch Funchal (Madeira) zurück zum Schiff. Nachmittags stand Ruhe und Erholung an. Die ersten Meldungen aus fernen Ländern besagen, daß es keine Y2K-Probs gibt. Aber um 18 Uhr gab's the same procedure as every year: "Dinner for one" im Maxim-Theater :-)

Ich esse nur eine Kleinigkeit in der Lido-Bar, bevor ich mich auf den Weg nach Funchal mache. Es ist dunkel, eigentlich... denn die Weihnachtsbeleuchtung in selbst den kleinsten Gassen der Stadt verhindert dies erfolgreich. Dieses Jahr sind es meist Blumenmotive, welche in allen Farben erstrahlen. Ich mache etliche Bilder bevor ich gegen 23 Uhr zurück kehre. - Raus aus "leger", rein in "Gala" und los geht's...

Ab 23:30 Uhr strömen die Massen an Deck. Jeder bekommt einen Helium-gefüllten Luftballon und ein Glas Sekt (welches durch den ständigen Auffüllservice nie leer wird). Dann Warten und Stehen an der Reling. Noch 15 Minuten, noch 5 Minuten, der Kreuzfahrtdirektor hat passende Worte für diese Augenblicke und über Lautsprecher hören wir ergriffen zu, noch 1 Minute, der Countdown über Lautsprecher macht's spannend, noch 30 Sekunden, noch 20, noch 10, 5, 4, 3, 2, 1, BUUUMMMM!!!

Schlag Mitternacht explodiert Madeira! Ein gigantisches Spektakel erstrahlt am Himmel. Wir lassen unsere Luftballons 'gen Himmel steigen und schauen und staunen. Es ist keine Zeit für "Oooh" oder "Aaaaah". Das Feuerwerk steigert sich noch. Die Geräusche wechseln von Trommelfeuer zu einem einzigen... Laut mit einem Stakkato an Lichteffekten. Überall auf der Insel explodieren computergesteuert die Raketen: am Hafen, in der Stadt, in den Bergen... überall, immer, und unbegreiflich viele.

Plötzlich detoniert Stille und Dunkelheit ...als nach 10 Minuten schlagartig alles vorbei ist. Und langsam, ganz langsam erwacht das Leben. Erste Ausrufe der Bewunderung setzten ein und nach ein paar Sekunden auch die ersten Neujahrswünsche. Keiner hatte daran bisher gedacht; zu überwältigend war das Himmelsschauspiel! - Dies war also eines der weltweit größten Feuerwerke zu diesem besonderen Jahreswechsel; ich glaube dies gerne und werde dieses Ereignis sicherlich nie vergessen!

Als die TS Maxim Gorkiy sich gegen 2 Uhr auf den Weg nach Gibraltar macht, machen wir uns auf den Weg in's Bett. Und immernoch ist das Feuerwerk Gesprächsthema Nummer eins an den Tischen und in den Gängen.

btw: schadenfrohe Gerüchte besagen, dass die neue "Deutschland" fast leer mit rund 130 Passas den Jahreswechsel vor Sydney verbracht haben soll. Ob's stimmt? - Was stimmt: wir lagen mit rund einem Dutzend Kreuzfahrtschiffen in Madeira und nirgends an Deck konnte ich eine so tolle Stimmung wie auf der Maxim beobachten.

2000-01-01

Seetag, lange schlafen, brunchen in der Lido-Bar. Zweite Teilnahme am Länderquiz (diesmal nur 4. Platz) und ersten Teil vom Reisevideo gesehen. Dann lief im Bord-TV "Gruene Tomaten" und Mutter und ich fanden den Film gut. Das war der 1.1.00 ...fast, denn am Abend... aber zunächst muss ich etwas ausholen.

Im Restaurant Odessa steht in der Mitte ein Tisch, der i.d.R. leer bleibt. Es ist der Tisch des Kapitäns. Alle paar Tage wird er beim Abendessen benutzt. Dann sitzen dort der Kapitän und/oder Offiziere, der Kreuzfahrtdirektor und/oder seine Kollegen sowie einige Passas. Alles in Gala-Kleidung, mit Kristall, Wein und besonderem Service inmitten des Restaurants mit den anderen Passas 'drum herum. Jeder geiert zu dem Tisch herüber und wünscht sich, dort auch einmal zu sitzen. Diese Ehre! Diese Auszeichnung! Und: wie kommt man da wohl hin? - Ich fand dies eher belustigend und habe kräftig abgelästert ;->

So sieht's aus als am Abend des 1.1.00 der Maitre d Hotel uns eine Einladung für den 2.1.00 ausspricht. Normalerweise wird sie erst am Mittag des betreffenden Tages ausgesprochen, aber weil wir krank sind und die Teilnahme ungewiss...

Nach einer zweistündingen Diskussion war meinen Eltern klar: Sohne weigert sich und ohne ihn gehen wir nicht.

Und so sagte Vater dann unsere Teilnahme wegen Krankheit ab. Das war noch nicht einmal gelogen, denn ich hatte noch Fieber und Mutter lag noch mit Schüttelfrost im Bett. Und am nächsten Abend hätten wir dem Kapitän höchstens kräftig 'was husten können ;-) - Nun hoffe ich, daß die Einladung während unserer Reise nicht erneut ausgesprochen wird... zumindest nicht für mich. Und ich hoffe auch, dass sie später, wenn meine Eltern ohne ihren störrischen Sohn an Bord sind, erneuert wird.

2000-01-02

Auch heute ist es fast ein Seetag. Wir erreichen um 16 Uhr Gibraltar und sind um 17 Uhr schon in der Stadt. Ich besuche zunächst ein Internet-Cafe und gehe dann weiter durch die Fussgängerzone bis fast zum botanischen Garten. Es ist dunkel, die Geschäfte sind geschlossen und viel sieht man nicht. Als ich zurückkehre ist bereits Abendessenszeit. - Sonst: nix Erwähnenswertes.

... da fehlt doch 'was?

Ja, die Reise ging weiter. Nur, ob ich weitere Aufzeichnungen gemacht habe und wo diese sind... keine Ahnung.


Bernard Henter, Am Flugfeld 33, 40489 Düsseldorf, Tel 0211-404113, email info@henter.name