Henter-Touren
2010 Kuba


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2010-02-23 Neues Ziel mit stürmischen Empfang

Gegen zwölf checkte ich aus und machte mich zu Fuß auf den knapp drei Kilometer langen Weg zum Busterminal um so beiläufig noch andere Ansichten der kubanischen Hauptstadt kennen zu lernen. Klatschnass durchschwitzt beim Busterminal angekommen, wartete eine kleine Überraschung auf mich: Der Fahrplan war geändert worden und der letzte Bus nach Viñales war bereits abgefahren. Also nahm ich den nächsten Bus der das Terminal verließ und fuhr statt die geplanten ca. 190 km Richtung WSW nun ca. 350 km Richtung OSO nach Trinidad an der zentralen Südküste von Kuba. Auf der Fahrt im klimatisierten Bus las ich im Reiseführer: "rund 40.000 Einwohner, historisches Stadtzentrum, UNESCO Weltkulturerbe, stürmischer Empfang durch Schlepper, welche den Reisenden zu einen der unzähligen Privatunter­künfte bringen wollen..."

Und so war es auch, als der Bus in der Dämmerung Trinidad erreichte. Zunächst waren es Dutzende durcheinander schreiende Schlepper, dann eine Handvoll und am Schluss blieben zwei Frauen hartnäckig an meiner Seite und versuchten mich von den Vorzügen ihrer Unterkunft zu überzeugen. Ich entschied mich für die Unterkunft, welche nicht angeblich in einem Reiseführer stand, nicht total zentral lag und keine Aircondition hatte.

Meine erste Privatunterkunft in Kuba... ein typisches schmales, tiefes Haus, die Familie wohnt im Erdgeschoss, ich habe die erste Etage für mich, geräu­miges Schlafzimmer mit Venti­latoren, Aufenthaltsraum mit Kühlschrank, Badezimmer mit warmer Dusche und eine kleine Terrasse.

Mein Reiseführer sagt zudem zu Trinidad: "Es gibt zahlreiche Restaurants im Ort. Das einzige gute Essen gibt es aus der Küche deiner Privatunterkunft." Und so nahm ich gerne das Angebot zu Frühstück und Abendessen am folgenden Tag an. Als Preise vereinbaren wir 20 CUC für die Unterkunft, 3 CUC für's Frühstück und 10 CUC kostet das Abendessen.

Casa Particular: Ada Altúna Martin, Calle Colón No. 114, 62600 Trinidad

2010-02-24 First Contact

Das Frühstück tat rundum gut: Ein Teller mit frischen klein geschnittenen Ananas und Mango, zwei Gläser frisch gepressten Orangensaft, ein Korb mit Weißbrot und gesalzener Butter, dazu eine Kanne starken Kaffee und ein weich gekochtes Ei.

Bei meinem Stadtrundgang strebte ich zunächst zu einem Internet Cafe. Eine Stunde kostete 6 CUC und war wie befürchtet: Recht langsam und beschränkt. Weder waren alle Ports offen um auf meinen PC zu Hause zu kommen, noch waren Attachements in Emails möglich. Aber ich hatte ersten Kontakt mit zu Hause hergestellt.

Es folgten der Parque Céspedes, das historische Zentrum um den Plaza Mayor, die Feuerwehr, der Bahnhof usw. Nach drei Stunden hatte ich den Ort in alle Richtungen bis fast zum Rand durch, konnte mich ohne Karte orientieren und ging, mal wieder klatschnass geschwitzt, zurück in meine Unterkunft.

Tropen, das ist dort wo Kuba ist. Heiter bis wolkig, selten über 30 Grad warm, aber mit häufigem Regen bzw. Regentropfen, die die Luftfeuchte auf Maximum halten. Gerade aus dem schneeverwöhnten Deutschland angekommen, hatte ich doch deutliche Anpassungsprobleme, wenn man intensivstes Schwitzen so nennen würde.

2010-02-25 Wohnsilo, Spielplatz und Meerblick

Gegen Morgen schaltete ich den Ventilator ab: Durch intensiven Regen hatte es spürbar abgekühlt. Nach dem Frühstück zeigte mir ein weiterer Rundgang neue Ansichten von Trinidad. Da waren zum einen die wenig ansehnlichen Wohnsilos. Ob sie (noch) als modern gelten? Sammelt sich hier das 'benachteiligte' Klientel? Keine Ahnung. Etwas weiter fand ich einen verwaisten Spielplatz. Ob's am Eintrittsgeld lag oder an der alt-sowjetischen Bauweise... ebenfalls keine Ahnung. Von etwas oberhalb der Stadt warf ich einen ersten Blick über die Dächer der Stadt und konnte am Horizont das Meer sehen.

2010-02-26 Die erste Zigarre, das erste Attachment

Die Nacht war kühl. Ich holte mir eine Decke vom Regal.

Eine Runde durch die Stadt schlendern ...auch heute wieder. Diesmal hatte ich den Polfilter vor die Kamera geschraubt und machte erstmals gezielt Fotos. Eine gute Gelegenheit ergab sich im 'Museo Nacional de la Lucha Contra Bandidos' dem man dazu beruhigt auf's Dach steigen kann. Später sah ich einen alten Mann am Fenster stehen. Er rauchte Zigarre. Warum ich das erwähne? Es war die erste brennende Zigarre, welche ich in Kuba sah. Zwar hörte ich als Tourist andauernd "Pssst, Señor, buy zigarro?", aber gesehen hatte ich in den Tagen noch keine Einzige.

Außer dem InternetCafe in den Räumen der Telefongesellschaft gibt es ein weiteres in den Nebenräumen eines Restaurants. Hier sind die PCs deutlich älter, die Stühle wackeliger und die Verbindung auch nicht besser. Allerdings war mein PC nicht so abgeschottet bzw. einfach fähiger und ich bekam meinen USB-Stick angesprochen. Mal sehen ob die Datei ihre Empfänger erreicht hat.

2010-02-27 Zuckerrohr und Sklaven

Trinidad war zunächst mit Schmuggel und Sklavenhandel beschäftigt, bis Anfang des 19. Jhd. der Zuckerrohranbau neue Geschäfte versprach. Ein benachbartes Tal, welches heute Valle de los Ingenios (Tal der Zuckerfabriken) heißt, lieferte schon bald ein Drittel des gesamten Kubanischen Zuckers und einen enormen Reichtum für den Ort Trinidad. Ende des Jahrhunderts war die schöne Zeit vorbei. Was blieb, waren die zahlreichen Prunkbauten und so eine noch heute sehenswerte Stadt.

Für Touristen (wie mich) fährt jeden Morgen eine stark qualmende, alte Dampflokomotive mit zwei Holzwaggons von Trindad in's Valle de los Ingenios und am Nachmittag wieder zurück. Heute wird im Tal fast kein Zucker mehr angebaut und die zahlreichen Überbleibsel der damaligen Zeit, welche mit zum UNESCO Weltkulturerbe zählen, bleiben auf der Tour fast unsichtbar. Am Endpunkt der knapp anderthalbstündigen Fahrt befindet sich Manaca Iznaga, ein altes Anwesen mit einem 44 Meter hohen Wach­turm, von dem damals die Arbeit der Sklaven auf den umliegenden Felder beaufsichtigt wurde. Als Zielpunkt der Touristenbahn und zahlreichen Touristenbussen ist es heute ein Zentrum des Souvenir­handels im Tal der Zuckerfabriken.

Ohren und Nase sind in der Sonne besonders zu schützen, stehen sie doch vom restlichen Körper hervor. Diese altbekannte Tatsache hatte ich vergessen, als ich heute mit der Bahn das Tal besuchte. Naja, ein leichter Sonnenbrand war die Folge.

2010-02-28 Kalte Dusche und kaiserlicher Reis

Braune Kühe auf der Weide, magere Hunde in den Gassen, krähende Hähne um Mitternacht, am Abend ein schreiendes Schwein, morgens eine weinende Katze und vorige Tage etwas wie eine Schabe, welche ich auf Grund ihrer Größe zunächst für eine Maus hielt. Mehr kannte ich vom Tierleben auf Kuba noch nicht, als in der letzten Nacht einige Mücken meine Fauna-Kenntnisse erweiterten.

In die Rubrik (Er-)Kenntnis fällt auch: Das Leben kann so leicht sein, wenn es weniger Vorschriften gibt. In vielen Ländern hatte ich bereits einen elektrisch beheizten Duschkopf gesehen, welcher in Deutschland mit seinen Elektrodrähten und Lüsterklemmen an der Wasserleitung keinerlei Chance hätte. Aber hier funktionierte er prima ...bis heute Morgen. So bleibt zu erwähnen, dass auch in warmen Ländern eine kalte Dusche vor allem eins ist: Richtig kalt!

Am Nachmittag machte ich den Ort wieder mit der Kamera unsicher. Gute drei Stunden ergaben letztlich neun Fotos. In der Summe muss ich noch ruhiger werden und mir Zeit nehmen all die Dinge zu beachten (und zu sehen), welche vor dem Druck auf den Auslöser relevant sind.

Heute war Sonntag und meine Gastgeberin schlug mir ein aufwendigeres Abendessen vor. Wie all die Tage hatte ich mich auf Frühstück und Abendessen in meiner Unterkunft beschränkt und heute gab es Arroz Imperial (kaiserlichen Reis). Hierin versammelten sich Hühnchen und Fisch mit Schweinefleisch (und mitunter auch Rindfleisch sowie wirbellose Meeresbewohner). Es war eine Art 'Gehacktes aus Allem', angebraten unter den Reis gehoben, mit Mayonnaise bestrichen und im Backofen angeröstet. Die Mischung aus Hühnchen mit Fischsoße kannte ich bereits aus Vietnam und schreckte mich nicht. Nach dem ersten Bissen war aber klar: Dies war geschmacklich wahrlich ein kaiserlicher Reis!

2010-03-01 Verdammt süße Sache

Heute durfte ich nach dem Frühstück nicht weggehen. Um halb elf hörte ich es dann: Meine Gastgeberin mit ihrem Mann (die Kinder waren in der Schule), ihre Mutter sowie ihre Tante mit Mann kamen singend die Treppe herauf ...mit einer Torte in der Hand, gratulierten mir zum Geburtstag, erklärten die Glückwunschkarte 'Tu amistad hace grande la vida. Feliz dia!!', wünschten mir einen schönen Tag, einen guten Appetit und verschwanden wieder. - Nun gibt es in Kuba Torten nicht mal eben im Kühlregal oder vorrätig beim Bäcker. Diese hier wurde am Samstag extra bestellt, am Montag in der Frühe gefertigt und in's Haus geliefert: Als Spezialanfertigung auf einem Stück Wellpappe.

Natürlich konnte ich nicht lange widerstehen und das erste Stück war schnell gegessen. Es war süß, sehr süß, süß-parfümierte Creme außen und süß getränkter Teig innen ...oder deutlicher: Ich, Bernard, musste nach nur einem Stück Torte erstmal eine Pause machen! - Bis mittags hatte ich das zweite Stück geschafft. Nachmittags das nächste und am Abend...

Es stand heute auch die weitere Reiseplanung an, da ich Dienstag weiter wollte. Eine komplette Woche an einem Ort ist wirklich verdammt lang. Es schien zu klappen: Ich kaufte zunächst ein Ticket für den Nachtbus nach Santiago de Cuba ab Dienstagabend ...die 12 Stunden Fahrt würden so hoffentlich wie im Schlaf vergehen. In Santiago würde ich möglichst direkt eine Verbindung an Guantánamo vorbei nach Baracoa nehmen, fünf Stunden später dort ankommen und ein paar Tage bleiben ...dachte ich mir so.

Am frühen Abend stand Internet auf dem Programm. Es waren einige überraschende Emails dabei und die Nachricht, dass die PDF letztens gut angekommen ist. Also auf ein Neues, diesmal als Rundumschlag und quasi 'Postkartenersatz'.

OK, nun bin ich also 50 Jahre alt. Andere Männer liebäugen dann mit einem Motorrad und kaufen sich eine junge Frau ...ähm, umgekehrt natürlich. Und ich? Ich bin sowieso schon verrückt genug, nicht so ordinär/gewöhnlich wie andere alte Männer, in vielen Punkten jung geblieben und brauche das nicht unbedingt. Obwohl, wenn ich's mir so überlege... ;-)

2010-03-02 Kuba für x Euro am Tag

Nach dem Frühstück packen und bezahlen. Nach einer guten Woche konnte ich das Preisniveau besser abschätzen und es sah besser aus als zunächst in Deutschland befürchtet. Die Woche in der Unterkunft mit Essen, Getränke und Wäsche­waschen kam rund 240 CUC, die Fahrt von Havanna hier hin waren 16 CUC für 350 km und nun die lange Fahrt nach Santiago kosteten 33 CUC. Der Ausflug mit der Eisenbahn war für 10 CUC zu haben, Eintrittspreise im Museum u.ä. lagen bei 1 oder 2 CUC und ein Sandwich kostet um 3 CUC an der 'Autobahnraststätte'. Der Tag Kuba ist demnach für 50 CUC zu haben ...und für 100 CUC a la carte mit Hotel. Für mich war das wichtig, hatte ich doch bis 100 Euro pro Tag befürchtet und nur 2500 Euro (=3000 CUC) für die 30 Tage dabei.

Das winterlich klare Wetter mit sonnigem Himmel, niedriger Luftfeuchte und Temperaturen von Nachts unter 20°C war wohl vorbei. Heute war der Himmel bedeckt, der leichte Wind machte die aufkommende Schwüle nur mäßig erträglich und der Regen zwischendurch war wie ein Saunaaufguß. Als Erinnerung blieben mir jedoch Halsschmerzen und Husten mit laufender Nase. - Arrg, da macht man Urlaub in der Karibik und fängt sich eine Erkältung ein!

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Bernard Henter, Am Flugfeld 33, 40489 Düsseldorf, Tel 0211-404113, email info@henter.name