Henter-Touren
2022 Golf von Neapel


Abschnitt:   Einleitung   1. Woche   2. Woche   Film & Foto

 

Dienstag, 3. Mai 2022

Vielleicht war es noch eine Auswirkung von Corona, dass Abfertigung und Sicherheitskontrolle zügig verliefen. Unser Eurowings-Flug um 8 Uhr war gut zwei Stunden später in Neapel. Der Flughafenbus brachte uns für 5 Euro zum Zentralbahnhof und von dort fuhr uns die Circumvesuviana (eine Art S-Bahn) für 2,20 Euro nach Ercolano.

Wenige Minuten vom Bahnsteig entfernt lag unsere Wohnung im 7. Stock mit reichlich Platz auf 90 qm und riesiger Dachterrasse mit Blick auf den Vesuv und den Golf von Neapel. [Karte] Die Wohnung entdecken/erobern und auspacken/einrichten, gefolgt von einem laaangen Aufenthalt auf der Terrasse mit ersten zahlreichen Fotos von Vesuv & mehr, rundeten die Anreise ab. Überraschend war der Aufzug im Haus. Er hatte gerade Platz für zwei Personen ohne Gepäck und musste jedesmal mit einem 5-Cent-Stück gefüttert werden.

 

Mittwoch, 4. Mai 2022

Zum Auftakt stand in Torre Annunziata die Villa Oplontis auf dem Programm. [Karte] Nach einem gemütlichen Frühstück brachte uns die Circumvesuviana schnell dorthin. Zweieinhalb Stunden verbrachten wir dort, versorgt mit guten Erklärungen der einzelnen Räume in einem deutschsprachigen Infoheft und einer Übersichtskarte. Beides ist im Eintrittpreis enthalten. - Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Hier ist die beste Stelle, um sich als Laie mit der damaligen antiken Kultur anzufreunden, finde ich!

Die Villa ist ausgegraben und liegt in einer großen "Grube". Am Rand sind die zahlreichen Schichten der vulkanischen Aktivitäten und Ereignisse zu sehen. Eigentlich spannend. Leider fehlt eine Erklärung, wie wir sie beispielsweise an der Wingertsbergwand vorgefunden haben.


Auf der Suche nach einer Quelle zum Mittagessen liefen wir erfolglos im Stadtzentrum umher. Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel stolperten wir dann förmlich über das "Ristorante L'Incrocio", welches eine Empfehlung von uns ist. Beates randvoll mit Meeresfrüchten gefüllte Papiertüte wird uns in Erinnerung bleiben!

Erst nach halb vier erreichten wir zu Fuß die Villa Regina in Boscoreale. [Karte] Nett, aber überschaubar ist die Ausgrabung. Das angrenzende Museum ist schon seit mehreren Jahre geschlossen. Eine knappe Stunde später machten wir uns auf dem Heimweg.

 

Donnerstag, 5. Mai 2022

Heute stand einer unserer "unbedingt machen"-Punkte an: der Aufstieg auf den Vesuv. [Karte] Wir hatten vorab eine Busfahrt für 9:20 Uhr vom Bahnhof Ercolano zum Parkplatz auf 1000 m Höhe gebucht. Von dort führte uns ein Wanderweg hinauf auf 1150 m zum Kraterrand und halb herum. Der Zugang war auf 50 Personen alle 10 Minuten begrenzt.


Wir hatten recht gute Sicht, wenn auch diesig, und der Weg mit seinen wechselnden Aussichten verführte uns zu zahlreichen Fotostopps. Der Kraterrand war gut besucht, aber ohne gefährliches Gedränge. Der gegenüberliegende, für Touristen unzugängliche Kraterrand bildet mit 1281 m den Gipfel. Der Blick in den Krater war wenig vulkanisch. Mit verrenktem Kopf konnten wir ein Dampfwölkchen sehen, ansonsten machte der nur schlafende Vesuv aber einen recht toten Eindruck.

Wenn wir uns umdrehten, lag der Golf von Neapel mit Capri am Horizont vor uns. Der Blick in die Ferne nach Neapel, zu den Phlegräischen Feldern, in der anderen Richtung nach Pompeji im Dunst oder gar bis Sorrent war schön. Öfter blieben wir stehen und ließen unsere Blicke und Gedanken in die Ferne schweifen.

Wir blieben ausgiebig oben, verzehrten den mitgebrachten Proviant, gingen zurück zum Parkplatz und nahmen von dort ein Sammeltaxi nach Ercolano. Um 15 Uhr saßen wir wieder auf unserer Terrasse und sahen die eben besuchten Hütten am Kraterrand aus 5,8 km Entfernung.

 

Freitag, 6. Mai 2022

Auch für ein Museum der anderen Art hatten wir vorab Tickets mit Zeitfenster gebucht: das virtuelle archäologische Museum in Ercolano. [Karte] Völlig gespannt auf das Unbekannte waren wir gegen 11 Uhr dort. Es ist tatsächlich ein Museum (fast) ohne reale Ausstellungsstücke, ohne Vitrinen u.ä.. Statt dessen gibt es Bildschirme, Verknüpfungen mit dem eigenen Smartphone, raumfüllende Videoprojektionen und über 3D-Sensoren Interaktionen mit den Besuchern. Diese Art von Museum spielt vor allem bei nicht real existierenden Dingen mit Virtualisierungen seine Stärke aus (z.B. Besichtigung eines Badehauses im alten Herculaneum). Es zeigt jedoch auch, wie schnell die Technik sich weiter entwickelt (zB. Auflösung und Texturen der Darstellungen) und ein Museum dabei kaum Schritt halten kann. Den Abschluss unseres Besuches bildete ein Film im 5D-Kino, welcher uns die Geschichte des Vesuv und seine damaligen Aktivitäten spüren ließ.

So gegen 13 Uhr drängte uns der Hunger zu einer "einfachen Pizza zwischendurch" in die kleine Pizzeria "Luna Caprese Sas Di Luna Michelina". [Karte] Dass wir mit der Bestellung einer Pizza Napoletana in den Genuss eines Weltkulturerbes kommen, hatten wir nicht gewusst. Die Herstellung des Teiges dauert schon mehr als einen Tag, das Ausformen ist spezielle Handarbeit, der Belag besteht aus schwarzen Oliven, Sardellen und Kapern auf geschälten Tomaten mit etwas Oregano und gebacken wird es in 60-90 Sekunden in Holzöfen bei ca. 485°C. Das Ergebnis ist keine Pizza, auch keine gute Pizza, sondern ein eigenständiges gustatorisches Erlebnis!


Derart und überraschend verwöhnt, machten wir uns nach dem Essen auf zum Postamt und dann zu weiter zur Villa Campoliete. [Karte] Dies ist keine antike Stätte, sondern ein Fürstenwohnhaus aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Die kunstvoll bemalten Wänden und Decken beeindruckten uns, die modernen Kunstobjekte einer temporären Ausstellung eher weniger. Der Aufenthalt wurde durch tlw. schmerzhaft lauten Krach aus Lautsprecher erschwert, welche eine Jazz-Richtung sein sollte und uns nach einer halben Stunde entnervt vertrieb.

So hatten wir Zeit unsere temporäre Heimat Ercolano etwas näher zu erkunden. [Karte] Wir schlenderten durch die Straßen bis zur Basilica di Santa Maria a Pugliano und ihrem Jesus in Bitterschokolade ...bzgl. der Farbe. Die Basilika war geschlossen und wir machten uns auf den Weg zu unserer Dachterrasse.

 

Samstag, 7. Mai 2022

Auf unserem strammen Programm stand der Duomo di Santa Maria Assunta und gemeint war die Kathedrale von Neapel. [Karte] Sie liegt mitten in der Altstadt von Neapel und der Weg durch die engen Gassen hat uns über eine Besonderheit aufgeklärt, welche wir im Stadtplan von Neapel gesehen hatten: Der Bereich um die Kathedrale ist weiträumig ohne ÖPNV.

Ineinander übergehend gehören dazu die Basilica di Santa Restituta mit dem Battistero di San Giovanni in Fonte, einer Taufkapelle aus dem 4. Jahrhundert mit Mosaiken frühchristlicher Ikonographie, welche deutlich von üblichen Darstellungen uns bekannter alten Kirchen abweichen sowie die Cappella del tesoro di San Gennaro mit ihrem mehrfach jährlichen Blutwunder.

Dreimal im Jahr, wenn alles gut geht, verflüssigt sich das Blut des Stadtheiligen Gennaro (dt. Januarius). Ein Termin ist der Samstag vor dem 1. Mai. Leider waren wir zu spät, aber oh Wunder, an diesem Samstag verflüssigte sich das Blut. OK, in der planmäßigen Woche davor galten in Italien noch umfangreiche Corona-Vorschriften. Da ist dieser Samstag für die Gläubigen einfach günstiger.


Ich war so damit beschäftigt, all die Räume, Kapellen und Seiten- und Querschiffe zu erkunden, dass ich kaum fotografiert habe.

Bei unserem nächsten Ziel, der Cappella Sansevero, war das Fotografieren streng verboten. [Karte] Wir hatten vorab Karten besorgt und konnten den Großteil der Schlange einfach passieren. In der kleinen Kapelle... hier sah ich Werke aus Marmor, welche ich nicht für möglich gehalten habe. Disinganno von Francesco Queirolo zeigt u.a. einen lebensgroßen Fischer in einem Netz, der in sieben Jahren aus einem(!) Marmorblock herausgearbeitet wurde. Oder Cristo velato von Giuseppe Sanmartino ist berühmt für die Darstellung eines dünnen Tuches auf dem Leib Christi.

Nachmittags sind wir dann doch weiter durch Neapel gezogen. [Karte] Beate hatte einige Geocaches, welche uns als Leitpunkte durch die Stadt dienten. Gegen Abend, wieder zurück in unserer Ferienwohnung, spürten wir den Tag.

 

Sonntag, 8. Mai 2022

Erneut ging es nach Neapel. In der Stadt, aber auf einem Hügel, liegt ein Klosterkomplex mit Kirche und Museum: Certosa di San Martino. [Karte] Es führen aus der Stadt 414 + 250 = 664 Stufen hinauf. Beim nächsten Besuch probiere ich die alternative Zahnradbahn aus #-)


Trotz der Kathedrale und der Kapelle am Vortag, konnte uns die Kirche erfreuen. Bemerkenswert fand ich die Intarsien aus verschiedenen Marmorsorten und die zahlreichen Deckenfresken. Im Museum fanden wir eine Sammlung neapolitanischer Krippen, welche oft derart umfangreich waren, dass die eigentliche Krippe erst gesucht werden wollte. Der große Kreuzgang mit einem Mönchsfriedhof, zahlreiche Bilder und Skulpturen sowie Darstellungen von Sankt Martin in unterschiedlichen Arten waren weitere Sehenswürdigkeiten. Dazu kamen die einzigartigen, traumhaften Aussichten auf die Stadt, dem Vesuv und dem Golf von Neapel.

Mehr als die Certosa di San Martino haben wir an diesem Tag nicht gemacht und fanden es vollauf ausreichend.

 

Montag, 9. Mai 2022

Heimspiel. Das heutige Ercolano, unser temporärer Heimatort, steht an der Stelle des historischen Herculaneum, die nach Pompeji bekannteste Stadt, welche vom Vesuv 79 n. Chr. zerstört wurde. [Karte]


Ein Teil der antiken Stadt ist ausgegraben und bildet, mit zwei kleinen Museen, ein touristisches Highlight. Gebäude an Gebäude reihen sich die Zeugnisse aus damaliger Zeit. Wunderbar erhaltene Wandmalereien, Bodenmosaike, Bade- und andere Häuser, Statuen und Fassadenwerbung damaliger Händler und Handwerker ließen uns kaum Luft holen. Nach sieben Stunden war unsere Aufnahmekapazität erschöpft.

Glücklich über all das Gesehene starteten wir einen zweiten Anlauf zur Basilica di Santa Maria a Pugliano. [Karte] Diesmal war sie offen. Eine Holzstatue der Madonna di Pugliano und des Schwarzen Kruzifixes sind beide aus dem 14. Jahrhundert; das Taufbecken sogar aus dem 2. Jahrhundert. Wer hier vorbei kommt, sollte ruhig hinein gehen ...falls offen.

 

Abschnitt:   Einleitung   1. Woche   2. Woche   Film & Foto


Bernard Henter, Am Flugfeld 33, 40489 Düsseldorf, Tel 0211-404113, email info@henter.name